The 24-hours-race report 2007
Written directly during the 24-hours-Race at Nuerburgring Nordschleife


Montag, d. 04.06.2007
Abfahrt in Hamburg 11:00
Ankunft Hönningen / Adenau 16:30
Einchecken in unserer Stammunterkunft "Gasthaus zur Traube", letzte Einkäufe in Adenau, Espresso trinken und ab nach Altenahr zu meinen Fahrerfreunden Maik Kruse und Andreas v.d. Haar, sowie unserem Mentor, dem 2 fachen 24h-Gesamtsieger Dieter Gartmann. Essen, ausfüllen der letzten Fahrerunterlagen und ab ins Bett.

Dienstag, d. 05.06.2007
Lange ausgeschlafen in "meinem" Stammzimmer "zur Traube". Frühstück um 9:00 und Abfahrt zur Grand Prix Strecke des Nürburgrings. Durch die Großveranstaltung zum "Rock am Ring" am letzten Wochenende waren die gesamten Parkplätze, die Wiesen neben der Strecke und die Strecke selbst in einem erbärmlichen Zustand - wie nach einem Hurricane. 12:00 anmelden und einchecken zu unserer "Fahrer-Qualifikation-für-Ring-Neulinge". Studium der Fahrerunterlagen. 14:00 Unterrichtsbeginn Theorieteil. Erklärungen zu Besonderheiten bei der 24h-Veranstaltung auf der Nordschleife. Verhaltensweisen, Boxenstops, etc. 17:00 Abfahren der gesamten Nordschleife inklusiv Grand Prix Kurs mit dem Bus und Streckeneinweisung durch Fahrerguid Willi Moor. Teilweise Streckenbegehungen. ... Habe dabei einen kurzen Blick hinter die Leitplanke bei der Ex-Mühle geworfen. ...Hätte ich lieber nicht machen sollen. Da geht es zig Meter steil bergab! Aber: Angst machen gilt ja bekanntlich nicht. 19:00 Ende des ersten Unterrichtstages und treffen in der Pistenklause mit Dieter Gartmann und meinem Vater. Maik und Andreas bringen derzeit schon einmal unseren Renner in die Box Nr. 32.
Schöner Tagesausklang bevor es wieder in unser Gasthaus zur Traube geht. Kann gegen 1:00 immer noch nicht einschlafen und gehe noch eine Runde joggen.

Mittwoch, d. 06.06.2007
8:00 Treffen am ADAC-Welcomecenter zur 24h-Papierabnahme. Danach wieder ins Fahrerlager um weitere organisatorischen Dinge in Angriff zu nehmen.
12:00 Mittagessen in der Nürburgring-Bikeworld gegenüber dem Welcomecenter und anschließende Anfahrt zur Nordschleifen um den Praxisteil des Qualifikationskurs durchzuführen. Es stand zuerst Guide-fahren hinter dem Instruktor auf dem Plan. Da mein 60PS Turbodieselgolf als nicht nordschleifentauglich angesehen wurde (obwohl dieser auf über 2600 Nordschleifenkilometer zurückblicken kann) fuhr ich im Guide-Fahrzeug mit und konnte so die Nordschleife aus Beifahrersicht erkunden. Anschließend war freies Fahren angesetzt (3 Runden) und der Instruktor auf den Beifahrersitz gesetzt. Zum Abschluss konnten wir das Nordschleifenzertifikat entgegennehmen und somit den letzte Teil der Qualifikation abschließen.
Wieder zurück im Fahrerlager wurden die Nennungsunterlagen um das Zertifikat vervollständigt.
Todmüde ab ins Bett.

Donnerstag, d. 07.06.2007
Eigentlich ein freier Tag zum relaxen. Jedoch gibt es noch so viel zu organisieren, zu regeln und zu besorgen, dass dieser Tag ziemlich anstrengend werden wird.
9:00 technische Fahrzeugabnahme mit kleineren Änderungen am Golf (Türfangnetz ersetzen, Rückleuchte defekt, etc.), Sponsoraufkleber und diverse Veranstalterwerbung wird auf das Fahrzeug aufgebracht, Fahrerlagertickets, Parktickets, Tankkarte und diverse andere Dinge sind zu besorgen und zu erledigen. Freunde und Familie treffen ein. Teambesprechungen mit ersten Rennstrategien, Fahrerkleidung Abnahme, Fahrer wiegen, etc.
21:00 zurück zum Gasthof und ab ins Bett.

Freitag, d. 08.06.2007
9:50 bis 11:50 1. Zeittraining. Jeder soll 3 gezeitete Runden fahren. Maik den ersten Turn, dann ich und anschließend Andreas. 19:30 bis 23:30 Nachttraining.



Maik fährt den ersten Turn und der Schreck ist groß als Maik nach seiner dritten Runde nicht wiederkommt. Er meldet sich kurze zeit später über Handy. Der Motor sei abgestorben nähe Wippermann. Die Mechaniker rätseln und kommen zu dem Schluss das der Grund nur in der Kraftstoffzuführung liegen kann. Peter ist mit dem Kleinlaster unterwegs zum Wippermann, aber Maik kann bereits mit der Hilfe von Fans an der Strecke das Problem beheben und trifft etwas verspätet wieder in der Boxengasse auf. Bei meinem und Andreas Turn behindern diverse Gelblichtphasen (mit Interventioncars) die freie Fahrt. Ich schließe mein Training mit einer 11:53.551, Maik mit einigen Runden Trainingsvorteil durch das VLN-Training mit 11:47.888, Andreas mit 12:21.145. Das sollte für die Qualifikation reichen!
Anschließende Teambesprechung mit Festlegung der morgigen Strategie: Maik wird den ersten Turn fahren, ich den zweiten, Andreas den dritten u.s.w. Wir werden zwischen 10 und 11 Runden am Stück fahren, um die Maximalzeit von 2h30min nicht zu überschreiten.
2:00 schnell ins Bett.

Samstag, d. 09.06.2007 bis Sonntag, d. 10.06.2007
Startvoraufstellung 13:15



Ich rolle das Auto auf die Startposition (Startgruppe 2 von 3).
Maik soll den ersten Turn fahren. Bis 10 min vor dem Rennstart herrscht rund um die Eifelrennstrecke strahlender Sonnenschein, und insgesamt 210.000 Fans und Besucher am Rennwochende feiern auf den Campingplätzen, was das Zeug hält. Doch urplötzlich ist es mit der Sonne vorbei. Eine Eifelspringflut mit Regen und Hagelschauer zieht über den Nürburgring hinweg.

- Startverschiebung auf 16:51. Runde 1 bis 9 - Maik - (Regen-Regenreifen):
Maik fährt die ersten Runden problemlos mit Regenreifen. Kommt nach Runde 9 rein. Reifenwechsel auf Slicks, rechter Außenspiegel wird gewechselt. Sonst alles ok.
(Rundenzeiten: 14:18, 13:14, 12:46, 12:31, 12:10, 12:12, 12:13, 12:14, 12:19)

- Fahrerwechsel ca. 18:50. Runde 10 bis 20 - Marcus - (Trocken-Slickreifen):



Ich übernehme und gewöhne mich immer mehr an Auto und Strecke. Der Golf fährt sich sehr neutral und gutmütig. So kann ich mich mehr auf die Strecke und anderen Teilnehmer konzentrieren. Irre viel Verkehr und zig Überholvorgänge. Muss wahnsinnig aufpassen.



Eine Viper überholt mich in der Kompression der Fuchsröhre, innen - gar nicht nett, ich muss aufpassen das Auto nicht gleich schon am Anfang weg zu schmeißen! Sonst keine Probleme, fühle mich pudelwohl mit dem Auto!
(Rundenzeiten: 16:38, 11:51, 11:52, 11:51, 11:44, 11:51, 11:50, 11:44, 11:53, 11:52, 12:04)

- Fahrerwechsel ca. 21:00. Runde 21 bis 23 - Andreas- (Trocken-Slickreifen):
Andreas übernimmt das Auto. Ich spreche mit Hr. Scheid vom Hamburger Abendblatt (Siehe Pressebericht). Trinke etwas und komme zurück zum Teamzelt - Mir fällt fast die Trinkflasche aus der Hand als ich den Golf aufgebockt im Zelt sehe!! Getriebeschaden! ... Und wir haben bei der Ersatzteilzusammenstellung auf ein Ersatzgetriebe aus Finanzgründen verzichtet!
(Rundenzeiten: 14:53, 12:10, 3:34.06)

- Boxenstop mit Getriebewechsel ca. 21:45 bis 1:00:
Ich glaube es nicht. Ausfall nach 23 Runden. Da hält der Golf drei 24h-Rennen problemlos durch und wir fallen aus. Ich weiß nicht woher, aber kurze Zeit später kommt Peter mit einem neuen Getriebe um die Ecke. Von einem Golf 5. Das alte ist bereits ausgebaut, aber unser Chefmechaniker schaut gar nicht glücklich - "Das passt so nicht!" Ein Getriebehalter macht Probleme! Wir versuchen alles, unser Mietwagen wird auseinander genommen, andere Teams werden nach dem Halter befragt. Wir lassen sogar über Streckenfunk und Ringradio einen Golf 4 Turbodiesel ausrufen! Kein Erfolg. So richtig down werde ich, als mir Teamchef Marion ein Bier in die Hand drücken will!
- Ich will gar nicht wissen woher, aber unsere Mechaniker treiben aus irgend einer Ecke des Nürburgringes einen passenden Halter auf! Also, falls morgen ein Golffahrer auf dem Parkplatz sein Getriebe vermisst...

- Fahrerwechsel ca. 1:00. Runde 24 bis 29 - Maik - (leichter Nebel, Slickreifen):
Nach knapp drei Stunden geht Maik unter Applaus der Nachbarteams wieder auf die Strecke. Hätten wir ein passendes Getriebe auf Lager gehabt, hätten wir nach 45min wieder auf die Strecke gehen können. Hätte, wäre, wenn... Wir sind wieder mit dabei! Leichter Nebel zieht auf. Nach 6 Runden kommt Maik wieder an die Box, Leitplankenberührung irgendwo beim Wippermann.
(Rundenzeiten: 13:00, 12:52, 12:58, 12:58, 12:50, 14:55)

- Fahrerwechsel ca. 2:30. Runde 30 bis 32 - Marcus -
(starker Nebel, Slickreifen):

Wir machen einen vorgezogenen Fahrerwechsel. Ich steige ins Auto, werde angeschnallt und mit dem Funk verbunden, zeitgleich werden die verbogenen Felgen gewechselt sowie der vordere, linke Achsschenkel. Wir verlieren ca. 30min für die Reparatur. Ich gehe wieder auf die Nordschleife. Das Auto wirkt deutlich nervöser auf der Hinterachse. Ich frage per Funk bei der Box an, die achtet bei meiner nächsten Vorbeifahrt, ob ein Reifenschaden sichtbar ist. - Ist nicht und wir schließen auf eine verstellte Spur der Vorderachse durch die Leitplankenberührung. Wie sich später herausstellt, ist die Hinterachse verbogen. Crasy Bedingungen hier draußen: feuchte Strecke, Dunkelheit, blendende Scheinwerfer, große Geschwindigkeitsunterschiede der Fahrzeuge, verbogenes Fahrwerk und die Sicht sinkt mit jeder Runde. Diese ist in einigen Streckenabschnitten mittlerweile unter 10 Meter!

Man kann nicht mehr von einer zur anderen Straßenseite gucken! Eine 500 Meter lange Nebelbank mitten auf der Döttinger Höhe. Da fährst du mit nahezu unreduzierter Geschwindigkeit im 6. Gang rein und kannst keine 2 Wagenlängen gucken. Absolut irre. Ich bin dankbar für jede Trainingsrunde auf der Nordschleife. Eigenartiger weise fühle ich mich auf der Nordschleife sicherer als auf dem Grand Prix Kurs. - Um 3:54 sehe ich rote Flaggen, dass Rennen wird abgebrochen!

Die Fahrzeuge stellen sich auf der Start/Zielgerade auf. Nach kurzer Rücksprache mit Teamchef Mario über Funk, komme ich zu Fuß in die Box. Die nächste Stunde stehe ich bereit, falls das Rennen wieder aufgenommen wird. Dann kann ich eine Mütze voll Schlaf nehmen, Andreas wird den nächsten Turn übernehmen. Ich haue mich im Wohnmobil ins Bett. Absolute Ruhe am Ring! Irgendwie gespenstisch. Richtig schlafen kann ich nicht.
(Rundenzeiten: 43:22, 13:32, 13:39)

- Um 8:39 erfolgt die Einführungsrunde zum Neustart. Runde 33 bis 42 - Andreas - (trocken -Slickbereifung):
Andreas übernimmt den Neustart und fährt problemlos und sicher seinen Turn.
(Rundenzeiten: 13:09, 12:40, 12:46, 12:39, 12:24, 12:28, 12:33, 12:41, 12:27, 12:37)

- Fahrerwechsel ca. 10:50. Runde 43 bis 51 - Maik - (leichter Regen, Regenreifen):
Maik übernimmt wieder. Zur Hälfte des Turns kommt, wie von Traudl vorausgesagt, leichter Regen auf. So ist Maik mit den Intermediat-Reifen gut beraten.
(Rundenzeiten: 15:58, 13:05, 12:53, 13:32, 14:49, 13:56, 13:10, 13:14, 13:02)

- Fahrerwechsel ca. 13:00. Runde 52 bis 60 - Marcus - (leichter Regen, Regenreifen):
Ich übernehme wieder von Maik. Der Regen wird stärker. Komischerweise kommt mir das nervöse Heck durch das verbogene Fahrwerk meinem Fahrstil sehr entgegen. Das Heck lenkt viel aktiver mit. Verdammt aufpassen muss ich nur bei starkem Abbremsen, weil das Heck sonst nicht mehr zu halten ist. Vorher konnte ich das Schwedenkreuz voll fahren. Jetzt muss ich leicht vom Gas, weil ich sonst nicht genug Geschwindigkeit vor der Arembergkurve abbauen kann, brauche fast die gesamte Streckenbreite in der Anbremszone. Ansonsten keine weiteren Probleme. Ich nehme etwas Geschwindigkeit raus, muss aber irre auf andere Fahrzeuge aufpassen.
(Rundenzeiten: 15:31, 12:57, 12:33, 12:30, 12:28, 12:23, 12:32, 12:32, 12:28)

- Fahrerwechsel ca. 15:00. Runde 61 bis 65 - Andreas - (trocken, Regenreifen):
Andreas übernimmt den Abschlussturn. Wir lassen für alle Fälle die Intermediats drauf.
Wenn der jetzt das Auto noch irgendwo wegwirft, kann er gleich auswandern :) Jedoch Andreas geht kein Risiko mehr ein und bringt das Baby sicher über die Ziellinie!
(Rundenzeiten: 15:27, 13:07, 13:07, 13:08, 14:35)

Ziel 16:51

Uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen und wir freuen uns über unseren Erfolg. Eine tolle Teamleistung. Die Helden dieser 24h sind für mich unsere Mechaniker! Vielen Dank Jungs! Aber ich fürchte, diese Veranstaltung hat eine nachhaltige Wirkung auf mich! Werden wir nächstes Jahr wieder dabei sein?



Marcus




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