Mein Tagebuch während des 24h Rennen auf der Nürburgring Nordschleife 2012

Dienstag, d. 15.05.2012
Späte Anreise zum Nürburgring. Einchecken in meinem zweiten Zuhause, dem Gasthaus zur Traube am Fuße der Nürburg. Die einzige Möglichkeit etwas zu essen, ist in dem Dönerladen in Adenau, der bis spät in die Nacht geöffnet hat. Alles schläft und nichts deutet auf das bevorstehende Spektakel hin. Dabei ist die diesjährige Ausgabe des 24h Rennens eine ganz besondere. Eine Jubiläumsausgabe. Zum 40ten mal startet das 24h-Rennen auf der Nordschleife, der größten Motorsportveranstaltung der Welt. Für mich wird es das 5te 24h Rennen auf dem Ring sein. Das 4te mal zusammen mit meinen Freunden von GMC-Motorsport.



Letztes Jahr hatten wir uns die Box zusammen mit Uwe Reich geteilt. Uwe ist der einzige, der bisher ALLE 39! 24h Rennen auf der Nordschleife bestritten hat. GMC-Motorsport wird dieses Jahr einen rund 300PS starken und Turbo befeuerten Seat Leon Supercopa einsetzen. Ich freue mich irre wieder mit dabei zu sein und zusammen mit diesem hochmotivierten Team an der mehr und mehr von Profiteams dominierten Veranstaltung teilzunehmen. Es wird von Jahr zu Jahr schwieriger, mit einem selbstfinanzierten Amateurteam zu starten. Entsprechend realistisch ist unsere Zielvorgabe für diesen Einsatz:
1) In Wertung ankommen
2) Gesamtplazierung unter den Top 100
3) Rennrunden innerhalb der 24 Stunden > 100

Ich freue mich sehr, zu dieser Jubiläumsausgabe des 24h Rennens, meinen Mentor Dieter Gartmann wiederzusehen. Dieter, seines Zeichens 2-facher 24h Gesamtsieger auf der Nordschleife 1981 und 1982. Vielfacher Langstreckensieger und DTM-Fahrer, wird während des Veranstaltung zusammen mit Klaus Ludwig und Klaus Niedzwiedz eine Autogrammstunde geben und sein neues Buch promoten.

Mittwoch, d. 16.05.2012
Ein lockerer Tag für mich. Ausschlafen, ein paar Besorgungen in Adenau und dann ab ins Fahrerlagen. Schön meine Freunde vom GMC wiederzusehen. Zusammen mit unserem Teamchef Hans-Christoph Schäfer mache ich meine Papierabnahme, check der Lizenzen und das obligatorische Fahrerwiegen. Sitzprobe in meinem neuen Dienstwagen und Einweisung durch Hans-Christoph.



Dann ein erster Gang durch das Fahrerlager. Ich genieße die Atmosphäre. Ein gemeinsames Essen im GMC-Teambus, einem alten Doppeldecker und früh zu Bett.

Donnerstag, d. 17.05. bis Freitag, d. 18.05.2012
Heute wird es ernst. Mein erster Einsatz mit unserem neuen Dienstwagen. Ich bin etwas aufgeregt. Der Wagen hat doch etwas mehr Leistung als unser bisheriger Seat und die Strecke wird sich sicherlich wieder von Ihrer tückischen Seite zeigen....
14:30 - 16:00 Freies Training
Jeder Fahrer 3 Runden. Ich habe den ersten Turn. Die Bremse ist ungewöhnlich. Sehr hart, da ohne Bremskraftverstärker. Ich habe nicht gleich zu Beginn das notwendige Gefühl beim Anbremsen, gewöhne mich aber schnell an das Auto. Obwohl ich mehr als eine halbe Runde auf der Nordschleife brauche, um die Slicks auf Temperatur zu bringen, fühle ich mich im Ganzen sehr wohl im Supercopa.











Nach mir fahren Maik Pötzl und Tobias Jung Ihren Stint.
19:30 - 23:30 Nachtqualifikation
Ich fahre 2 sichere Runden, um mich für das Rennen zu qualifizieren.







Nach mir Maik und Tobias und als letztes Hans-Christoph. Noch vor Abschluss seines planmäßigen Stint, kommt Hans-Christoph vorzeitig in die Box. -> Kühlwasserverlust durch einen abgebrochenen Kühlwasserstutzen! - Keine große Aktion, wie wir denken, aber der Einfluss dieser Kleinigkeit wird unser Rennen noch nachhaltig beeinflussen! Mit neuem Kühlwasserstutzen geht Hans-Christoph wieder auf die Nordschleife. - Nach wenigen Minuten lässt uns eine Nachricht erschrecken. - Das Rennauto steht verunfallt im Streckenabschnitt Hoheneichen!



- Es dauert eine Weile, bis das Fahrzeug wieder in die Box geschleppt werden kann und dank der professionellen Arbeit unser Mechaniker, federführend durch Rainer Schmitz und Paddy Pomplun wieder fahrbereit gemacht werden kann. Die letzten Arbeiten ziehen sich durch die Nacht und in den nächsten Tag hinein, sodass wir an dem zweiten Qualifying am Freitag nicht teilnehmen können. Da alle Fahrer Ihre notwendigen 2 Runden absolviert haben und somit für den Start qualifiziert sind, ist dies nicht weiter schlimm.







Vielmehr machen wir uns Gedanken über die Ursache und den unerklärlichen Grund des plötzlichen Querstehers im Streckenbereich Hoheneichen mit dem unausweichlichen touchieren der Leitplanke. Ein Fahrfehler ist auszuschließen -Sicherheitshalber ändern wir das Setup der Reifen.

Samstag, d. 19.05. bis Sonntag, d. 20.05.2012
13:30 Start - Voraufstellung















Pünktlich zum Vorstart wird dann das Fahrzeug von der ganzen GMC Crew aus der Box geschoben und auf dem uns zugewiesenen Startplatz begleitet. Durch unsere verhinderte Teilnahme am zweiten Qualifying konnten wir das Potential des Supercopa nicht ausspielen und mussten mit einem der hinteren Startplätze vorlieb nehmen.

16:00 Start
Der Start zum 40ten 24h Rennen verläuft problemlos, bis -.... Wir verfolgen die erste Runde auf dem Bildschirm in der Box - gefolgt von den Fernsehkameras erlebten wir einen weiteren Dreher unseres Supercopa! Diesmal mit Startfahrer Maik Pötzl. Unversehrt kommt das Auto in die Box. Nach einem Check wird klar, dass der Motor ausgetauscht werden muss, da permanent Kühlflüssigkeit auf das eigene Hinterrad gedrückt wird! Schnell und professionell macht sich die Mechaniker Crew daran, den Motor aus dem Ersatzfahrzeug aus und in unser Einsatzfahrzeug einzubauen.



Nach exakt 2 Stunden und 11 Minuten verlässt unser Rennauto, unter Klatschen der Zuschauer die Box und wir sind mit dem neuen FÜLLES-Motor wieder auf der Strecke. Video-Applaus nach Motorwechsel

Die weiteren Stunden verliefen erfreulich ereignislos.



Sauber und konstant konnten wir unsere Runden drehen. Kein Fahrzeugkontakt, kein Ausritt, wenig Zweikämpfe und keine ungeplanten Reparaturen.



















Es spült uns im Gesamtklassement wieder weiter nach vorne und wir können etliche Plätze gut machen. Ich gewöhne mich immer mehr an den Supercopa und bedauere es jedes Mal, meinen Fahrersitz wieder an die anderen Fahrer abgeben zu müssen.























In der Schlussrunde kommt noch einmal Hektik auf, als ein defektes Motorlager für mangelnde Motorenleistung sorgte. Schlussfahrer Tobias beendete dann auf Anraten von Teamchef Hans-Christoph, den letzten Turn mit vermindertem Speed, um die Ziellinie ohne weiteren Stopp zu passieren. Video-Zielfahrt
Im Ziel reichte es dann noch für Platz 107 von ca. 170 Startern und Platz 10 in der Klasse. Ein großes Lob an das gesamte Team!!! Vom Catering über Zeitnahme bis hin zur Boxencrew, alle haben alles gegeben und trotz einiger Strapazen super harmonisch zusammengearbeitet. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr!


















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